Tag eins nach irgendwas

Heute ist Tag eins nach Venedig. Tag 13 nach dem ich meinen Zahndiamant verschluckt habe. Das Zeichen, dass ich alt bin. Meine Zähne werden dem Piercing folgen. Das steht fest. Also ich steh auf und vergesse schon wieder zu Hause zu sein. Irgendwas anziehen, Zähne putzen, gehen. Schnell wieder zurück. Verdammt, hier ist es kalt. Wieder los, ein Cafe suchen. Nicht weil ich Kaffee will. Es ist der Check Blick wo ein Klo ist. Diesen speziellen Blick habe ich in Venedig perfektioniert. Dort habe ich mir eine fixe Bar Route, gereiht nach brauchbaren Klos, zurechtgelegt. Dieses Venedig Labyrinth ist sehr gefährlich für Klo Neurotiker_innen mit fehlender Orientierung. Einmal hat mich dieser Plan bis ins Wohnzimmer einer venezianischen Familie gefühlt. Sie waren keine Mafiosis. Ich lebe noch. Wieder ein Tag nach irgendwas Ich denke immer noch in Venedig zu sein und steige in den nächst symphatischen Bus. Es ist wieder die Linie 11. Die hat mich schon am Lido völlig wuschig gemacht. Irgendwo steig ich wieder aus und habe keinen Plan wo ich bin. Suche eine Bar aus üblichen Gründen und bewundere eine gelenkige Dame an einer Stange, die eine Daunenjacke trägt. Interessant. Auch ein Tag Einkaufen am Sonntag. Wer sich einsam fühlt geht zum Billa am Praterstern. Alle anderen auch. Ich frage die Kassierin wie sie das aushält. Sie sieht mich wie ein interessantes Insekt an und zuckt mit den Schultern. Vielleicht ist sie einsam und deshalb hier? Wieder aufgewacht und losgestartet Immer öfter treibe ich mich auf Bahnhöfen rum. Mit 56 gibts in Wien nicht mehr so viele Clubs wo ich hin passen würde. Bahnhöfe sind da super. Viele Menschen. Alle rennen, ein paar stehen an Tresen rum und es gibt Musik auf mehreren floors. Manche tanzen mit den Straßenmusikant_innen. Genauso peinlich wie überall anders auch. Club feeling pur. Das Plus: die wippenden Kinder sind voll süß. Schon wieder Praterstern Auf den Stufen sind bunte Zuckerl verstreut. Ich will sie haben! Sind eh eingewickelt. Bück mich doch nicht. Zu unpassend in meinem Business Outfit. An die Zuckerl denk ich noch am Abend. Next day Wieder Hauptbahnhof Wien. Auch hier ein geflügelter Steinlöwe mit San Marco Tafel. Wie soll ich da wissen wo ich bin? Ich bin sicher doch noch in Venedig. Guten Morgen Eine Freundin empfiehlt mir Stephanie Sargnagl zu lesen. Danke. Jetzt weiß ich, dass ich mit meinem Callcenter Job DAS OPFER bin. Tag X Das Durcheinander bringen von geschäftlich und privat kann sehr gefährlich sein - oder sehr, sehr nützlich. (Donna Leon, Aqua Alta) Montag Ein Specht klopft Riesenlöcher in die Fassade. Der Vorteil kein Eigentum zu haben ist, dass ich den Specht vorbehaltlos lieben kann. Mittwoch -Hallo, Fräulein - eine Frage bitte. Mir fehlt bei der Auszahlung Geld. -Hmmmm, nein so weit ich sehe, haben Sie alles bekommen. Es gab ja auch Krankengeld, haben Sie die Auszahlung der Krankenkasse dazugerechnet? x Nein, warum denn? Bekomme ich im Krankenstand nicht beides? Gehalt und Krankengeld? - Nein, bekommen Sie nicht. x Na so was Blödes, jetzt habe ich mich extra krank schreiben lassen damit das Monat mehr Geld kommt! Samstag Die Zeit steht still. Seit 10 Jahren gehe ich in 7 Jahren in Pension. Erst mit 55, dann 58, dann 60, dann 62 und jetzt 62,5 Jahren. Danke an die Pensionsreformen. Also immer in 7 Jahren. Die Pensionistin sagt: Die Zeit rennt. Sonntag Textilwechsel von hot in the summer auf: verdammt, ich will hier weg! Freude, weil so viele geniale Leggings im Schrank hochgetaucht werden. Entsetzen. Es sind die weiten Jeans gewesen Gewesen. Montag Ich brauche neue Jeans. Erst wollte ich Leggings, aber die sind gerade out. Dienstag Die Jeans Werbung ist seltsam. Entweder schauen die Models als würden sie gerade an Sauerkraut ersticken oder tanzen wie Kindergartenkinder auf Koks. Weder mag ich in meinen neuen Kleidern wie eine Massenmörderin aussehen noch hysterisch über Tische strippen. Ich überlege eine Beratung im CBD Hanf Store zwecks Einstimmung auf den Kauf einer Hose. irgendwann Die Straßen Wiens sind verziehrt mit verlorenen und weggeworfenen Mund-, Nasenschutz Dingern. In unbeobachteten Momenten klaub ich sie auf und versenke die super verseuchten Fetzen in meiner Louis Vouitton Tasche. Trophäen gleich horte ich Porsche, Lamborghini, Mikie Mouse, Herzerln, FC irgendwas.. Masken in einem Hohlraum unterm Parkett. Das fühlt sich so versaut an.

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